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Was für ein generöses Geschenk!
Das im Jahr 2017 in unmittelbarer Nähe zum Francisco Josephinum eröffnete Studentenheim Bergland in Krügling hat einen neuen Besitzer. Sein Bauherr, der Josephiner Erich Erber, schenkte es überraschend dem Absolventenverband seiner Schule.
Die für den Verband ehemaliger Hörer am FJ unverhoffte, umso erfreulichere Schenkung hat einen berührenden Hintergrund. Erich Erber (MJ 1975 LW) hat eine nahezu unglaubliche Karriere als Biotech-Pionier gemacht. Sein bisheriges Lebenswerk ist mehr als herausragend. Dass der Josephiner dabei immer wieder stolz auf seine Ausbildung in Wieselburg verweist, macht ihn zu einem wohl einzigartigen Parade-Josephiner – der sich nun für einst erwiesene finanzielle Unterstützung während seiner Schulzeit mehr als großzügig erweist. Aber alles der Reihe nach.
Erich Erber stammt aus kleinbäuerlichen Verhältnissen. Aufgewachsen als Drittgeborener von acht Geschwistern auf einem Bauernhof in Loich im Pielachtal, auch in Hafnerbach und später (adoptiert von einer Tante) in Wien, musste er sich seine spätere Ausbildung am FJ hart erarbeiten: An Wochenenden an der Tankstelle, einen Sommer lang in Kanada als Akkordarbeiter auf Tabakfarmen. Auf die Schule selbst war er durch einen Artikel im „Österreichischen Bauernbündler“, heute „Österreichische BauernZeitung“ gestoßen. Der Vater war skeptisch: „Die ist nur für Großbauern und Adelige.“ Der Sohn ließ sich davon aber nicht beirren. Die Schulzeit selbst war für ihn kein Honiglecken, das Geld stets knapp, die Lernerfolge manchmal mäßig, mit vorübergehenden Durchhängern und sogar kurzzeitigem Abbruch.
Tierernährung ohne Antbiotika
Nach der Matura zog es ihn alsbald mit dem Berufswunsch „Entwicklungshelfer“ nach Ghana, wo er jedoch zweieinhalb Jahre lang in einem Asbest-Zementwerk arbeitete. Bei einem Heimat-Urlaub lernte er seine spätere Frau Margarete kennen und blieb.
Ein begonnenes Studium der Volkswirtschaft hängte Erber nach vier Semestern wieder an den Nagel. Der Grund: Ein Josephiner-Kollege brachte ihn „zu meinen Wurzeln zurück“. Eigentlich als Ferialjob gedacht, wurde er Verkaufsleiter in einer Futtermittelfirma.
Vor genau 40 Jahren, 1983, gründete Erber sein eigenes Unternehmen in Pottendorf und begann mit drei Mitarbeitern Mineralfutter unter der Marke „Biomin“ zu vertreiben. 1995, mit dem Kauf der Firma „Interpremix“, bekam er sein erstes Werk in Mattersburg. Ab 1986 widmete sich der Josephiner hierzulande mit deutschen Partnern der Hybridschweinezucht. Die Basis für seinen späteren Erfolg bis zum Milliardär legte Erber aber mit der Spezialisierung auf die patentierte Herstellung von Mykotoxin-inaktivierenden, also pilzhemmenden Futterzusätzen, und dem auf Asien gelegten Fokus seiner in den 1990er Jahren zur Erber AG umstrukturierten Firma. Sein hoch gestecktes (und letztlich erreichtes) Ziel: Weltmarktführer im ursprünglichen Kerngeschäft Mykotoxin-Risikomanagement zu werden.
Pilzgifte entstehen durch natürliche Kontaminanten im Tierfutter. Mykotoxine verringern dessen Nährwert und gefährden damit nicht nur die Gesundheit von Tieren, sondern erhöhen letztlich auch das Krankheitsrisiko von Menschen. Mit seiner Vision einer Nutztierhaltung frei von Antibiotika war Erber damals seiner Zeit weit voraus und revolutionierte damit viele Fütterungskonzepte. Von Kuala Lumpur in Malaysia und später aus Singapur, seinen damaligen Wohnsitzen, baute der Bauernsohn einen Weltkonzern auf. Er erwies sich im Laufe der Jahre als ebenso weitblickender und innovativer wie nachhaltiger Investor und das nicht nur in Südostasien, sondern auch in Europa, Arabien sowie Nord- und Südamerika. Die Erber Group, allen voran mit Biomin und „Romer Labs“, mutierte zum Spezialisten für natürliche Futtermittelzusätze, Futter- und Lebensmittelanalyse sowie biotechnologischen Pflanzenschutz. In Getzersdorf, Herzogenburg und im Technopol Tulln wurden auch die drei Firmen- und Forschungsstandorte in Österreich gezielt ausgebaut. Weltweit beschäftigte der Erber-Konzern 2019 rund 1.500 Mitarbeiter in 50 Ländern, darunter 530 in Niederösterreich, bediente Kunden in mehr als 130 Ländern.
2020 verkaufte der Josephiner Biomin und Romer Labs aus seinem auf 350 Millionen Euro Umsatz angewachsenen Familienunternehmen um knapp eine Milliarde Euro an den niederländischen Konzern Royal DSM. Prompt integrierte er mit einem Teil des Erlöses neue Unternehmen für Tiergesundheit (Sanphar) und Biotechnologien (Bio-ferm) mit den bei ihm verbliebenen Sparten Realitäten, Investments und Pharmazeutik in seine „SAN Group“.
Bildung als Schlüssel zum Erfolg
Den außerordentlichen Lebenslauf des 70-Jährigen kennzeichnen mittlerweile zahlreiche Auszeichnungen und auch Ehrendoktorate. Etwa 2013 der Titel „Ehrensenator der Universität für Bodenkultur Wien“, 2016 das „Silberne Komturkreuz für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“, 2017 war Erber „Bester Familienunternehmer Niederösterreichs“. Zuletzt 2021 erhielt er vom Bundespräsidenten den Berufstitel „Professor“ für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft.
Dass Erber mit seinen vielfältigen Manager-Qualitäten stets auch Bildungsprojekte in verschiedenster Form vorangetrieben hat, zeugt ebenfalls von persönlicher Umsicht und Größe, so etwa mit der Gründung der „Erber Family Foundation“. „Nur Bildung kann die Welt verändern, sie ist in jeder Hinsicht der Schlüssel zum Erfolg“, erklärte Erber, der selbst immer wieder mit Misserfolgen und Rückschlägen konfrontiert war, einmal in einem Interview. So stand er zweimal, 1990 und 2000, unmittelbar vor dem finanziellen Bankrott. Speziell „Kindern aus schwierigen Verhältnissen zu Bildung verhelfen, um ihr Leben von Grund auf zu verändern – für eine bessere Welt und um die Führungskräfte von morgen zu entwickeln“, ist Erber ein Anliegen. „In diesem Bereich ist noch unendlich viel zu tun.“ Erber ist Mitbegründer von Schulen, unterstützt Waisenkinder, Studierende in aller Welt. Sein Credo lautet: „Bildung ist die einzige Möglichkeit, die einen Menschen zum ‚Game Changer‘ machen kann, egal ob jemand Professor oder Handwerker werden möchte.“
Überzeugter Josephiner – Errichtung eines Studentenheimes
Und hier schließt sich der Kreis dieser Erzählung. „Ohne meine Ausbildung an der HBLFA Francisco Josephinum in Wieselburg und den Möglichkeiten, die mir diese Schule geboten hat, wäre ich nie zu dem geworden, was ich heute bin“, sagte Erber, der übrigens auch seine beiden älteren Söhne Jakob (MJ 2005 LW) und Lukas (MJ 2007 MT) von einer Ausbildung am FJ überzeugen konnte.
Vor mittlerweile acht Jahren errichtete seine Bau- und Immobilienfirma SAN Real in Erbers Auftrag ein modernes Studentenwohnheim in Krügling. In der Fürnbergstraße Richtung Wieselburg-Stadt (in unmittelbarer Nachbarschaft fußläufig zum Francisco Josephinum) finden in dem zweigeschossigen Gebäude (das selbstredend nach höchsten ökologischen Standards gebaut wurde) bis zu 26 Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden der FH Wieselburg Unterkunft. Das Wohnheim verfügt über insgesamt 19 Einbett- und Doppelzimmer mit eigenem Bad und WC sowie großzügige Küchen und Aufenthaltsräume. Darüber hinaus bietet es der Studentenverbindung „Bergland“, zu deren Mitgliedern auch Bundesbruder Erich Erber vulgo Cato zählt, eine mietfreie „Bude“. Dazu gibt es Parkplätze auf Eigengrund, Fahrradabstellplätze, WLAN und vieles mehr.
Ebendieses Studentenheim wechselte im Sommer auf persönlichen Wunsch von Erich Erber als Schenkung in das Eigentum des Absolventenverbandes FJ. Dessen Begründung für diese honorige Spende: „Während meiner Schulzeit hat mir der Elternverband einst 150 Schilling geschenkt, damit ich mit meinen Klassenkollegen auf Schiwoche mitfahren konnte. Das habe ich bis heute nicht vergessen.“
Überraschende Schenkung an den Absolventenverband FJ
Quasi als Rückerstattung – wenn auch in zigfacher Höhe des einstigen Betrages (150 Schilling von damals entsprechen in etwa der heutigen Kaufkraft von etwas mehr als 50 Euro), hat sich Erber rund um seinen runden Geburtstag Ende April dazu entschieden, das Gebäude im Wert von 1,2 Millionen Euro dem gemeinnützigen und ehrenamtlich agierenden Absolventenverband zu übergeben. Als Schenkung, die annähernd dem Wert eines üblichen Lotto-Sechsers in Österreich entspricht.
Josephiner-Obmann Robert Fitzthum, seine Stellvertreter Stephan Pernkopf und Claudia Zinner sowie der gesamte Vorstand des AV FJ wurden von dieser Schenkung natürlich völlig überrascht. Die erste Verblüffung wurde indes von enormer Freude und großem Stolz auf ihren großmütigen Kollegen abgelöst – vor allem dessen rührender Begründung wegen.
Dann musste es schnell gehen: Ende Juni wurde von Fitzthum die Gründung einer Kapitalgesellschaft AV FJ Immo GmbH als 100 Prozent-Tochter des Absolventenverbandes in die Wege geleitet. Kassier Michael Hell hat gemeinsam mit Erbers Anwälten alle Schenkungs- und Übergabemodalitäten vorbereitet. Kollege Johannes Schabbauer (MJ 1986 LW) hat sich bereit erklärt, die Geschäftsführung der neuen Tochtergesellschaft samt Führung des Studentenheimes zu übernehmen. Am 21. Juli wurden der Gesellschaftervertrag und alle weiteren nötigen Unterlagen vom Obmann und durch Schriftführer Franz Gebhart unterfertigt.
Nach der formalen Abwicklung flog Erich Erber in seine neue Heimat, die Vereinigten Arabischen Emirate. Seit zwei Jahren lebt er mit seiner zweiten Frau Piyapa und seinem jüngsten Sohn Richard, in Ras al Chaima. Dort möchte er, wie er sagt, „meinen Lebensabend verbringen“. Und wohl auch seine neuesten Projekte vorantreiben: über die „Planet Health“-Division seiner SAN Group die Errichtung einer Wasserstoff-Produktion in der Wüste und „Vertical Farming“ in und um Dubai. Auch in Österreich wird er weiterhin immer wieder mal nach dem Rechten sehen, in seinen Firmen in Getzersdorf, in seinem Weingut samt Hotel in Krems, am Tor zur Wachau oder in der kürzlich im südlichen Waldviertel erworbenen Burg Albrechtsberg, die ebenfalls zu einem Hotel umgestaltet werden soll. Sowie hoffentlich bei einem Treffen der rund 6.500 Josephinerinnen und Josephiner, die diesen außergewöhnlichen Kollegen aus ihren Reihen sicher gerne einmal persönlich kennen lernen möchten.
Übrigens: Schon Mitte der 1920er Jahre war dem Verband ehemaliger Hörer am FJ die Führung eines hiesigen Schülerheimes am Josephinum (damals noch in Mödling) angetragen worden. In diesen wirtschaftlichen sehr schwierigen Zeiten waren die zu erwartenden Belastungen dem finanziell äußerst klammen Verband mit damals nur wenigen hundert Mitgliedern jedoch zu riskant. Die Heimverwaltung wurde daher vom FJ, das 1926 in Bundeseigentum überführt worden war, für einige Jahre (bis zur Übersiedelung des FJ nach Wieselburg im Jahr 1934) an den Elternverein ausgelagert.
Alle Details der Schenkung werden auch bei der nächsten Generalversammlung des AV FJ am 15. September 2023 nochmals vorgestellt und erörtert.
BERNHARD WEBER